Unser Wilsleben – Dorf mit Zukunft
*zusammengetragen und bearbeitet von Jürgen Stier (Ortschronist)983 wurde Wilsleben erstmals urkundlich erwähnt, somit kann unser Dorf auf eine 1035-jährige Geschichte zurückblicken. Wir haben somit bewiesen, dass wir seit 1035 Jahren zukunftsfähig sind. In einer Urkunde, datiert mit Rom 26. April 983, erhält Kaiser Otto II. die Bestätigung von Papst Benedikt VII. das Wilaslovo Eigentum des sehr reichen Benediktinerklosters Nienburg ist. Das Dorf liegt nördlich vor Aschersleben, historisch gesehen dicht am Ufer des ehemaligen Gaterslebischen Sees. Röhricht und dichter Bewuchs haben sicherlich dazu beigetragen, dass die Siedlung vor Überfällen gut geschützt war und nicht zu den „verschwundenen Dörfern“ gehört.
In einer Urkunde von 1330 wird noch Lüdge Wilsleben genannt, 1443 aber schon als untergegangen bezeichnet. Es lag gegenüber der heutigen Altenpflegeeinrichtung unmittelbar westlich der dort verlaufenden Landstraße. Alte Funde von Steinbeilen, Speerspitzen, Fischnetzbeschwerern, Hausurnen und viele Oberflächenfunde und dem so genannten Römischen Ärztebesteck (gefunden bei Lüdge Wilsleben) zeugen von langer frühgeschichtlicher Besiedlung unserer Gegend.
In einer hervorragenden Schrift zur Geschichte unseres Dorfes vom Jahr 1883 hat Pastor Becker viele geschichtsrelvante Daten zusammengetragen und die sind es Wert auszugsweise wiedergegeben zu werden. 1024 wird vom Papst Benedikt VIII. dem Kaiser Heinrich II. seine Besitzungen und Rechte am Kloster Nienburg bestätigt (Thangmarsfella, Hagananrothe, Stasfordi, Badenstidi, Quenstidi, Vuilaslovo und Vuinningo). 1144 werden die Orte Wilaslovo und Winningo von Papst Lucius II. erwähnt. 1193 kommt die Kirche von Wilsleben an das Kloster Hagenrode im Bistum Halberstadt, die Aufsicht und Bestimmung über die Besetzung der Pfarre erfolgt weiterhin vom Kloster Nienburg. Es muss also zu diesem Zeitpunkt schon einen Kirchenbau gegeben haben. 1205 – 1216 geht Wilsleben in weltliche Hände über.
Die Ländereien werden an das Marienkloster Aschersleben verkauft. 1464 wird die Kirche neu aufgebaut. Die heutige neuromanische Gestalt der Kirche stammt aus dem Jahr 1892. Neben dem Dorf gab es noch ein Rittergut, das selbständig nebenher seine Wirtschaft tätigte. Es gehörte den Herren von Wilsleben, zuerst 1213 Heinrich von Wilsleben und 1219 bis 1230 dessen Bruder Ulrich von Wilsleben. Im Jahre 1446 hatte der Bischof in Halberstadt keine Fische zur Fastenzeit und so hat er einfach in Gatersleben einen Damm bauen lassen und den See mit der Selke geflutet.
Unser Motiv zeigt die erste Seite der Gemeinderechnung aus dem Jahr 1594. Sicherlich ist das das älteste schriftliche Zeugnis der Gemeinde Wilsleben.
Schon im Jahre 1593 gab es eine Dorfschule in Wilsleben
Das Dorf bekommt 9 Hufen und 17 ¾ Morgen zugewiesen. Gue mit dem Rittergut bekommt 24 Hufen und 26 1/2 Morgen (die Hufe zu 30 Morgen und der Morgen zu 180 Rheinländische Ruten.) Ab 1593 gibt es lückenhafte Aufzeichnungen in einem Kirchenbuch und ab 1594 aus einer leider verschollenen Gemeinderechnung. 1593 gibt es einen Schulmeister und damit eine Dorfschule. 1564 kann man sagen, dass die Lutherische Reformation auch in Wilsleben Einzug gehalten hat.
Von 1705 bis 1707 erbaute David Friedrich Gue das kleine aber wunderschöne Schloss. 1703 wurde angeregt den Gatersleber See abzulassen und 1704 „auf Sr. Königl. Majestät in Preußen allergnädigste Special = Ordre der See abgewogen“. Am 24. September 1709 wird dann der Damm bei Gatersleben durchstochen. 1710 wird der Acker verteilt. Im 30-jährigen Krieg und dem Bauernkrieg wird das Dorf immer wieder geplündert und gebrandschatzt. Auch Napoleon plünderte Wilsleben. Im Oktober 1806 betrug der Schaden mehr als 1000 Taler.
1817 und 1818 war Christoph Langenstraß einer der Ersten, welcher den Herrendienst abgeschafft hat. 1861 wird die Schützengesellschaft gestiftet also gegründet. Am 1. April 1897 ist die Kleinbahnlinie Aschersleben über Wilsleben nach Schneidlingen fertig gestellt. Am 11. April 1963 wird die Linie stillgelegt, der Braunkohleabbau hatte die Gleisführung unterbrochen.
Der Erste Weltkrieg brachte Armut, Leid und Trauer. 18 Gefallene sind zu beklagen. Der Zweite Weltkrieg war mit noch mehr Leid und 26 Gefallenen zu betrauern. 1916 wird die Wasserleitung gebaut. Am 18. April 1945 rückten die Amerikaner ein, sie blieben bis Ende Mai dann kamen die Engländer und am 2. Juli die Russen, diese lagerten im Schützenhaus.
Im September 1945 wird die Bodenreform durchgeführt. Deutschland wird geteilt in Ost und West. 1961 wird die zum Teil zwangsweise Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften abgeschlossen. Am 17. April 1988 wird die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Am 9. November 1989 abends wird das Ende der Deutschen Teilung eingeleitet. Dazu eine Begebenheit: Am 10. November um 6.05 Uhr entschuldigte sich ein Wilsleber, dass er zu spät zur Arbeit kam, mit der Begründung aber mit großer Freude im Kreis seiner Kollegen, dass er mit dem Trabi schon im Westen war und seine Verwandten besucht hatte. Er musste erzählen, es war wie ein Märchen, die Arbeit musste etwas warten.